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25. Tag Priula bis Bocca Callata
Aufgestanden, Schüsse in der Nähe gehört. Möglicherweise Hasenjagd, obwohl das auf Schildern verboten wird. Vielleicht sind die Schilder aber auch nur ein Hinweis darauf, dass es hier Hasen gibt, die man bejagen kann. Das große Rote Kreuz durch das Gewehr und den Hasen auf dem Schild übersieht man schon mal gerne. Keine besonderen Vorkommnisse in der Nacht weder Zigeuner noch Zuhälter haben sich blicken lassen. Schönes Wetter haben wir heute wieder. Es verspricht warm zu werden. Die Sachen die wir gestern gewaschen und aufgehängt haben sind über Nacht nicht sauberer geworden. Wir wandern los und kommen bald an ein Kieswerk, das wir wegen eines Durchgangverbotsschildes weiträumig durch praktisch unpassierbares Gelände umgehen. Wäre aber nicht notwendig gewesen wie wir später in Venedig von einer anderen Gruppe erfahren haben. Der Traumpfad führt tatsächlich quer durch das Kieswerk ungeachtet des Verbotsschildes. In der Umgehung, die zunächst ein Pfad durch Mannshohes Gras und Dickicht ist, kann man bald nur noch an ein paar umgeknickten Halmen erkennen wo es lang gehen soll. Nach etwa einer Viertelstunde Irren durch die Uferbepflanzung lichtet sich das Dickicht; wir kommen in ausgetrockneten Nebenarmen der Piave schneller vorwärts. So ausgetrocknet wie sie scheinen sind sie allerdings doch nicht und X. sinkt prompt neben ein paar Fischskeletten ein. Mit Stöcken und einem Stück Holz kann sie wieder flott gemacht werden, die Schuhe aber sind ganz übel verschlammt - sehen aus wie große graue Elefantenhufe. Ein Stück weiter sitzt ein Mann in einem Mercedes und tut mitten in den Flussauen nichts. Vielleicht ist das hier doch kein so sicheres Pflaster. Wir kommen auf einen größeren Weg, dem wir durch das Überflutungsgebiet bis zur Autobahnbrücke folgen. Kurz vor der Brücke gibt es links und rechts des Weges meterhohe Brombeersträucher. Nach der Brücke sind wir auf Verdacht weiter marschiert und nach ein paar hundert Metern in einer Bar eingekehrt. Campari lecker! Gegenüber ein Betrieb der wie Schweineverarbeitende Industrie klang. Komische Geräusche. Hin und wieder Geschrei als würde jemand abgestochen. Lieferfahrzeuge die auf das Gelände wollen müssen durch eine Art von Schleuse. Wir fragen in unserer Bar nach dem Weg und bekommen auf Italienisch Auskunft.
Frohen Mutes weitermarschiert. Trostlose Landschaft, leicht verlaufen. Aber zum Weg zurückgefunden. Auf den Maisfeldern stehen verfaulte Maiskolben. Für den menschlichen Verzehr wird hier sicher nix angebaut. Wir kommen unter einer Autobahnbrücke durch und finden den kleinen Ort Lovadina komfortabel für eine Rast. Wir sitzen vor dem Supermarkt. Gegenüber ein älterer Herr auf dem Balkon seines Hauses. Viel Lokalkolorit!. Viel eingekauft! Schuhe werden vom Schlamm befreit. Klappt aber nicht so richtig. Kuchenbrot wird außen an den Rucksack geschnallt. Das Verpackungsmaterial geben wir der Verkäuferin zurück, die damit auch nicht viel anfangen kann. Zwei Schweizerinnen auf Urlaub lassen sich von unseren Abenteuern erzählen. Wir stellen fest: Für das italienische Flachland ist eine Karte notwendiger als für die Alpen. Während im Gebirge meist die Hütte oder der Pass beschildert ist, den man als nächstes Anlaufen soll, ist hier im Flachland wirklich nichts ausgeschildert. Weiter durch eine andere Unterführung gegangen. Entlang Via Giosue Carducci durch ein Industriegebiet nach Maserada sul Piave. Dort eingekehrt wegen Mittagshitze. Pizza gab es nicht, dafür aber sehr leckere Nudeln und kühles Bier. Die italienische Pizzagastronomie scheint nicht vor den Abendstunden aufzumachen. Überhaupt bewahrheitet sich, dass Pizza in Italien kein besonders weit verbreitetes Gericht ist. Weiter aus der Stadt hinaus, am großen Kreisverkehr vorbei auf die Via Julia. Nach kurzem Marsch machen wir im Schatten eines Baumes schon wieder Pause. Auf dem Damm sitzt eine kleine magere Katze, die trotz ihres Zustandes keine Salami mag. Weiter auf dem Damm entlang der Straße. In einer Plantage einen sehr leckeren Apfel geklaut, danach in Canelu angekommen.
Neben einem Bekleidungsgeschäft Pause gemacht. Im Supermarkt gibt es Gatorade in Literflaschen, das habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Wir greifen zu! Vier Nonnen im Kleinwagen halten an, kaufen ebenfalls ein und fahren weiter. Eine Mutter zeigt ihrem Sohn keine Fünf Meter entfernt von uns wie man im Stehen pinkelt. Eine unendlich lange und schnurgerade Straße ohne Gehweg zieht sich bis Bocca Callata. LKWs hupen uns an. Ich glaube sie wollen grüßen und grüße zurück. Füße tun sehr weh. So macht Wandern keinen Spaß. In Bocca Callata Wein und Wasser gekauft. Nette Dame fragt nach dem Weg. Ich kann kaum noch laufen. 30 km auf Asphalt sind etwas ganz anderes als ein Tag auf den weichen Alpenwegen. Weiter geht's auf dem Damm, vorbei an einem Friedhof bis Fossa. Eigentlich hätte man in der Nähe des Friedhofs ja gut campieren können und Wasser hätte es da wahrscheinlich auch gegeben, aber der Aberglaube siegt und wir gehen trotz schlimmer Fußschmerzen weiter. Zelt auf einem Feldweg zwischen Bach und Maisfeld aufgebaut. Wein getrunken. Nachts sind wir hörbar zwischen zwei Partys , eine links auf einem Gehöft, die andere in Fossa. Uns besuchen aber nur Mücken aus dem 3 Meter entfernten Brackwassergraben.
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